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Spheniscidus

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Gelegenheiten wie diese ergeben sich selten: im Zuge der Besichtigung des Bezirksmuseums durch unsere Pinguine bei Georg Friedler traf Jean Génie auf Prof. Dr. Wolfram Plauscher, seines Zeichens DIE Koryphäe in unseren Breiten, wenn es darum geht, sonderbare Lebensformen zu erkennen. Génie befragte ihn zu einem der brisantesten Themen, die das Grätzl seit Menschengedenken bewegen.

Unser Kameramann Wilhelm Kramermann war rechtzeitig zur Stelle und filmte die Ausführungen des Geleerten.

erschienen auf spheniscidus am 16. November 2015Haifisch-SuiteJG klein

New YorkEines Tages, der eine jazzte sich mittels seiner eigenen Zeitung durchs Leben, der andere steckte inmitten der Forschungstätigkeit im Zusammenhang mit seinen ihm bereits damals ans Herz gewachsenen Pinguinen, wollte es das Schicksal, dass sie sich einfach finden mussten.

Im Grätzl, wo denn sonst, ist man geneigt, spontan anzurufen, und so war es auch. Also, eines Tages liefen sie sich über den Weg, und der andere, nennen wir ihn schlicht Jean Génie, fragte den einen, nennen wir ihn ebenso schlicht Prof. Wolfram Plauscher, ob es denn Platz gäbe für die Pinguine des anderen, in der Zeitung des einen. „Zar wos brauch’ ich Pinguine?“ fragte sich der eine, „die machen ja keine Musik und schon gar keine, die swingt!“ Doch hier irrte Plauscher, denn schon bald sollten die frackgewandeten Gesellen und Gesellinnen ihn eines besseres belehren. Das gelang ihnen dann auch spontan so gut und überzeugend, dass Plauscher sich spontan eines besseren besann und sich die ab nun „Swinguine“ genannten zum festen Mitarbeiterstab Plauschers Zeitschrift zählen durften.
ParisBerlinIhnen oblag es fortan, sich auf Reisen zu begeben, und so besuchten sie in der Folge die heißesten Pflaster rund um die Welt, erforschten für die zahlreichen Leser Plauschers Periodikums die heißesten und verrauchtesten Jazzclubs und berichteten mit der Leidenschaaft, die nur einem echten Swinguin eigen sein kann, über die gefragtesten Grooves zwischen Scheibbs und Nebraska … sozusagen.

Plauscher wusste bald, dass es so gut war, und Génie wurde nicht faul, die reiselustigen und erzählfreudigen Swinguine zu begleiten und hielt sie als deren Chronist fest: wie gesagt zwischen Schaibbs und Nebraska und kundig am Instrument und mit großer Stimme.

erschienen auf spheniscidus am 25. November 2015Haifisch-SuiteJG klein

ahnen1Auf der Suche nach den Ursprüngen der Leopoldstädter Pinguinpopulation stieß Jean Génie auf Sensationelles:

So konnte er Wissenswertes aus dem Leben eines honorigen Vorfahren Florian Patschens ans Tageslicht bringen, der als akademischer Modeschöpfer seiner Zeit die Männerwelt mit seinen Kreationen anregte, es ihm und den Seinen gleichzutun. Patschens Kreationen gelten auch heute noch als verbindlicher Dresscode im Rahmen von Maskenbällen zwielichtiger Gestalten in Wien … und selbstverständlich weit über seine Grenzen hinaus.
Sein Cousin Ferdinand galt im Clan der Patschen stets als die intellektuelle Leuchte. Demnach versuchte er sich, jedoch weitgehend erfolglos, als pyrotechnischer Innovateur, was wohl daran lag, dass ihm seine für den Fischfang entwickelten Brennsätze im Rahmen seiner Tauchgänge zumeist den Dienst verwehrten.
Aus ganz anderem Holz war der Clan der Watschelmanns gestrickt, galt es ihnen doch, frackgewandet, das gesellschaftliche Leben der Leopoldstadt sozusagen aufzumischen. Josef Watschelmann I. beispielsweise, wir erkennen ihn im Bild links unten, fand seinen Lebensinhalt zumeist darin, den Tänzerinnen des Etablissement Renz in einer gar verruchten Ecke des Bezirks das Leben nach dem Tanz zu versüßen, was ihn zu der Gründung einer begehrten Back- und Bratstube veranlasste, in der er sein Unwesen trieb.
Dies neidete ihm schließlich sein Bruder Ferdinand so sehr, dass er fortan das gesellschaftliche Treiben um das neu erbaute Riesenrad mied und fortan als Conducteur in der Liliputbahn bis ans Ende seiner Tage ein karges Dasein fristete.

erschienen auf spheniscidus am 15. November 2015Haifisch-SuiteJG klein

imagesAls Sarah und Moritz vor einigen Tagen das Ufer der so genannten Mazzesinsel betraten, hatten sie nicht nur eine lange Reise hinter sich, sondern durften sicher sein, dass sie nun ihr Gelobtes Land betraten.

„Alter Schwede,“ übte Moritz bereits so eine Redensart, die zu pflegen man ihm angeraten hatte, und auch Sarah stieß ins selbe Horn, allerdings den Schwedenplatz eines letzten Blickes würdigend und diesen zielstrebig nach vorne wendend: „Moritz, vergiss den Hermann, wir sind jetzt an der Adria,“ belehrte sie ihn, und beide freuten sich, dass sie nur noch wenige Schritte von ihrem eigentlichen Ziel, dem jedes rechtschaffenden Pinguins, trennen sollte.

So schritten, naja, also, so watschelten sie frohen Mutes voran und begeisterten sich an ihrer neuen Heimat und ihren Attraktionen. „Odeon steht wohl für abendliches Amüsement,“ lechzte Moritz, aber Sarah zog ihn sogleich mahnend an seinem Frack, während Moritz schon den geräumigen Platz zu seiner linken wahrnahm, der Labung nach einer langen Reise versprach. „Hier residieren Watschelmann und Patsch, unsere Helden, die uns ein sorgenfreies Leben ermöglichen wollen,“ frohlockte Sarah, stets bemüht, sich um die beiden und ihre Nachkommenschaft zu sorgen. Das Haus machte auf die beiden auch einen Vertrauen einflößenden Eindruck, und sie nahmen sich vor, Watschelmann und Patsch schon bald einen Besuch abzustatten.
Aber jetzt galt es, ihr Ziel zu erreichen, und daher machten sie nicht Rast und setzten die letzte Etappe erwartungsvoll fort. Vorbei ging es am Museum, am Marktplatz mit seiner Farbenpracht an Köstlichkeiten. Sarah zog Moritz, der sich auch hier gleich häuslich einrichten wollte, fort und so öffnete sich ihnen der große Garten, der natürlich („Moritz, geh weiter!“) ebenfalls zu spontanem Verweilen einlud.
Doch hier setzte sich der Globetrotter gegen seine Angetraute durch und auf seinen Allerwertesten, vernahm er doch aus einem nahen Märchenschloss engelsgleiche Klänge, die aus den Mauern drangen und ihn glauben machten, in einem Meer aus wohlgeformten Klängen, einer Blütenpracht inmitten der Vielfalt der großen Stadt, durch die sie sich gerade noch durchgeschlagen hatten, zu befinden. „Hier bleiben wir, das ist unser Paradies!“ rief Moritz und steckte mit seiner Begeisterung wohl auch Sarah an, die, zwar grummelnd, einwilligte, ein Minütchen der Pracht zu widmen.
So beobachteten sie und erfreuten sich an dem Treiben der Städter und dem Lachen ihrer Kinder, die hier Erholung fanden, erinnerten sich an die Erzählungen, die sie schließlich dazu bewogen hatten, die lange Reise anzutreten …

Dermaßen gestärkt, rafften sie sich auf und betraten, naja, bewatschelten ihr gelobtes Land: Die Pinguine waren am Nordpol gelandet!

erschienen auf spheniscidus am 15.11.2015Haifisch-SuiteJG klein

Fischtennis KopieEine neue politische Kraft lässt von sich hören: erst vor kurzem gegründet, zeigt die ÖPP, die Partei der österreichischen Pinguinisten, nicht nur, wo Bartl & Co. den Most und more holen, sondern die Gründerväter geben auch den Ton an, wenn es um die Gesundheit und körperlich-sportliche Ertüchtigung ihrer Wählerinnen und Wähler geht.

So entschloss man sich dieser Tage, die Ersatz Bank zu verlassen, polierte das Turnier zum ATP 500 auf, also dem Austrian Tennis Open for Pinguins und erfand gleichermaßen die Sportart neu: „Fischtennis“ sollte es ab sofort heißen, schlagkräftig, nahrhaft, reich an Eiweiß, Vitaminen und Spurenelementen: „Spurenelemente sind eminent wichtig für unsere Parteiarbeit,“ erklärt Parteigrchef Josef Watschelmann, denn für eine junge Bewegung wie die Partei der österreichischen Pinguinisten zählt jedes Promille.“

Diesem Vorhaben und vor allem der raschen, stets lösungsorientierten Handlungsweise konnte auch die ehemalige No. 1 der World Fischtennis League, Frohgemut Huster, nur höchste Anerkennung zollen: Kaum, dass er sein Fischmaul zu einem anerkennenden Räuspern geöffnet hatte, erreicht ihn auch schon volé der von Florian Patsch weitergeleitete Hering von Hildes sanften Melissen, der Huster spontan in ehrfurchtsvolles Schweigen versetzte.
Schnell. Präzise. Punktgenau.
Patsch, dem eine Woge der Begeisterung aus dem Publikum entgegenschlug, quittierte diese nonchalant und meinte, mit einem Fisch-im-Maul sei eben nicht gut Kirschen essen.

erschienen auf spheniscidus am 15. November 2015Haifisch-SuiteJG klein

imagesIn der Leopoldstadt wurde bereits im ausgehenden 19. Jhdt. das Millionenrad, also die erste Version des nachmals so bekannten Nachmittagsspiels der Wiener mit großem Herz und kleiner Brieftasche erfunden.

Und zwar von einem russischen Migranten, der sich jenseits des Donaukanals, aber durchaus noch cisdanubisch angesiedelt hatte: Pjotr Rappowski, seines Zeichens geächteter und sozusagen personifizierter Spielteufel, scheute nicht davor zurück, der, stets dem christlich-katholischen Glauben huldigend gewesenen Gemeinde, ein Denkmal der Sünde zu setzen. Sogar der damalige Bürgermeister Karl Lueger zweifelte ob dessen Frivolität im Umgang mit den Millionen auf dem Rad an den christlichen Werten seiner Gemeinde und erklärte das uns mittlerweile so ins Herz geschlossene Gebiet zwischen Kanal und Strom kurzerhand zur Mazzesinsel.
Schalom.

erschienen auf spheniscidus am 16. November 2015Haifisch-SuiteJG klein

 

Lonesomedinner2CMYGWie die Redaktion aus den üblichen gut informierten Kreisen in Erfahrung bringen konnte, wird die Wiener Parteienlandschaft in diesen Tagen um eine Facette reicher. Und nicht nur das: die ÖPP Wien, die Partei der Wiener Pinguinisten, präsentierte ihr Programm zu später Stunde, gleich nachdem sie sich in ihrer Zentrale Zum Sanktus Spiritus konstituiert hatte.

Und die Mannschaft um Florian Patsch, dem Initiator der Partei, präsentiert sich und ihr Programm von der ersten Minute durchaus kämpferisch: religionsfrei, aber in gutem Glauben an das Hochprozentige konnte demnach ein wahrhaftes Universum an Interessensverbänden um sich scharen. So begrüßte man kurz nach Parteigründung, nachdem Herrn Josef Watschelmanns, Vorsitzender der serviceorientierten Boygroup Black Waiters,
kellner03-740x1100Eröffnungsrede unter dem Motto „Mehr Prozent, dafür wird weniger g’rennt, weil’s eh in der Kehle brennt“ eine Woge an Zustimmung entgegenschlug, begleitet von geradezu images-1Weg weisenden Melodien, die schnell als das „Große Lall-u-La“ in die jüngere Parteigeschichte eingehen sollte, die sanftmütige Frauengruppe Der Wilden Hildes Melissen begrüßt, die als Gastgeschenk dem Vorsitzenden stellvertretend für die Bereicherung des Parteiprogramms zusätzlich Promille bescherten.

article-2250549-1694CE02000005DC-203_306x507So war es kein Wunder, dass sich flugs eine Vielzahl von Förderern und Wegbegleitern fanden, die das Gedankengut und die Ziele der ÖPP gerne und ausgiebig teilen wollten. Unter den gefeierten Gönnern und sich etwas gönnend, fand sich spontan ein Sympathisant von internationalem Format, der es sich nicht nehmen ließ, seinen Flieger für eine Landung inmitten der die Gesellschaft verändernden Riege im Sanktus Spiritus für eine Punktlandung unter dem Sitzungstisch zu nutzen.
Dieses aktionistische Statement nahm der Parteigründer gerne auf, drehte wackelnd eine Runde um den Schanktisch und verlautbarte seinen Anhängern mit geschwollener Zunge: „Xgrmpsch prmmmm saperlott!“

Politische Beobachter sind sich einig: die Zukunft hat begonnen.

erschienen auf spheniscidus am 15. November 2015Haifisch-SuiteJG klein

DSCF7993Ein Sturm des Mitgefühls erhob sich für das tolldreist scheinende Forscherteam, als Wissenschaftler aus aller Welt von dem Vorhaben der ambitionierten Teufelskerle erfahren hatten. Stand es doch in den Sternen, ob sie jemals ihr Ziel erreichen würden.

Denn schon die Vorbereitungen der Expedition gestalteten sich als durchaus kompliziert, galt es doch, dem vermittelten unwegsamen Gelände der Antarctica, noch dazu im Halbjahr des gleißenden Sonnenlichts, mit und in der richtigen Ausrüstung paroli zu bieten. Als durchaus erfinderisch erwies sich das Team daher in der Auswahl der Werkzeuge, die mithelfen sollten, unwegsames Gelände und dessen Inhabitanten gleichsam zu domestizieren. „Schwammerlmesser,“ erklärte Génie, dessen Name bereits zu Lebenszeiten Programm war, und zeigte es stolz seinen Expeditionskollegen. Wiewohl er es schnell in der Seitentasche der, wie übrigens sämtlicher Rest seiner Forscherbekleidung auf Taille geschnittenen Forscherhose verschwinden ließ, erklärte sich die Notwendigkeit der Disapparence in der Folge von selbst. In der Zwischenzeit übernahm Génie rasch die Führung der Forschungsreise und geleitete die Gruppe fortan auf geschwungenen Wegen, welche die Treffsicherheit neuzeitlicher Navigationsinstrumente mit Leichtigkeit überflügelte, auf mehrere Holzwege (später sollte er behaupten, seine Begleiter bewusst nicht in die Irre, sondern im Kreis geleitet zu haben, damit sie das Zentrum des Seins schon per Seitenblick erkennen mögen).

Da sich das Team jedoch, wie die beobachtenden Satelliten der Wissenschaftskollegen erkennen konnten, nicht konzentrisch fortbewegte, sondern wahrnehmbar und der Sehnsucht des Expeditionsleiters folgend, in Schwammerl suchenden Meandern, die schließlich in Form ungenießbarer, so genannter Austeritätspilze belohnt wurde, begegneten die Forscher schließlich beiläufig einer eleganten Spezies an autochthonen Einwohnern jener unwirtlichen Gegend, weithin bekannt als Flying Platschmen, welche das Trio mit Anstand begrüßen sollte (sh. Abb.: Génie im Kreise der Seinen und sein Werdenden) und sich mit Génie & Co. spontan fraternisierten.

„Es erstaunt mich nicht,“ zeigte sich Génie über die Begegnung erfreut, „dass es uns dank meiner Zielstrebigkeit und dank der Ausdauer meines Teams gelungen zu sein scheint, bereits vor den Stunden spirituellen Beisammenseins in den Genuss sinnerweiternder Halluzinationen gelangt zu sein. Besonders freut es mich daher auch, dass ich die Existenz narrischer Schwammerl auch jenseits des Grachtenlandes, des Epizentrums psychedelischer Lyrik, nachweisen konnte.“

Jean Génie: Spheniscidus

Wolfi - 008Die Diagonale durch den Schnabel ist das Grundprinzip des Künstlers, trennt und verbindet sie gleichermaßen die Gesamtheit unserer universellen Wahrnehmungen. Datailverliebt beschreibt Jean Génie in Spheniscidus die Metamorphose des krausen Haupts, pointilistisch zum Ausdruck gebracht durch den wirren Haarschopf seines Lieblinsmodels, der, seinen Platz im oberen, rechten Viertel des Porträts findet, und die klaren Linien des sphenisciden Schnabels, der nur scheinbar spitz in den Abgrund weist. Bei anfänglicher Betrachtung stellt er sich scheinbar als Bollwerk gegen das Unterbewusste dar und zeigt, gleichsam als Erker und Wegweiser, zielstrebig den Weg transzendentaler Erkenntnis. Quasi in seiner Eigenschaft als Brückenbauer wählt Génie, für den Betrachter als Hilfestellung gedacht und für ihn so leichter nachvollziehbar, die Methode der einstigen Pariser Künstlergruppe Les Opticiens obscures, die schon im vergangenen Jahrhundert Offensichtliches zu verbergen suchte, die in seinen Werken stets wiederkehrenden lunettes surprises, welche den Weg zu Erleuchtung weisen sollten. Hier bedient sich Génie eines Kunstgriffs, der die klare Linienführung für den Zinkens mit der pointilistischen Darstellung der Gedankenwelt seines Modells in Verbindung bringt.

Die imperiale Souveränität verleiht Génie seinem Werk durch das so genannte habsburgische Farbenspiel aus sattem Schwarz und majestätischem Gold, welche dem Porträt, Kraus und Zinken einrahmend, die entsprechende Würde verleihen. Doch es wäre nicht Jean Génie, geriete hier, auf das Stilmittel des Revoimpressionismus zurückgreifend, der imperialistische Anspruch auf das Absolute, hier nicht zu beißender Satire: Scheinbar sorglos spinnen die Tropfen unterschiedlicher Couleur und Größe ein weiteres Netz des Krausen und setzt somit einen Kontrapunkt zu den traditionellen Irrtümern, wo alles begann.

erschienen auf spheniscidus am 16. November 2015Haifisch-SuiteJG klein